Buchvorstellung "Alles geht zu Ende "
von Laura Lenz
Im zarten Alter von 14 Jahren schrieb die heute 18 j�hrige Gymnasiastin Laura Lenz ihren ersten Roman innerhalb von knapp sechs Wochen.
Bei �Roman' denkt man vielleicht an Bildungsroman, Entwicklungsroman, Schicksalsroman.
Ich nenne Lauras Werk einen Kreislaufroman. Ein ewiger Kreislauf von Schicksal und Zufall wird geschildert. Schicksal und Zufall? Gibt's da �berhaupt einen Unterschied? Ist das nur ein Definitionsproblem?
�Alles geht zu Ende'. Auch ein Kreislauf: Geburt und Tod. Dazwischen das Leben, Jugend, Hochzeit, Erfolg, Karriere, eventueller Einzug ins Wei�e Haus. Und das Ende? Der Tod. Nat�rlich: als Erl�sung, als �berraschung, als Trag�die, vielleicht erwartet, eventuell erhofft.
.Ungl�ck: durch Mord, durch Attentat. Tod durch eine t�dliche Krankheit. Und wieder die Frage, die ich mir als Leser stelle: Schicksale? Zuf�lle? Eine t�dliche Krankheit: Ein Schicksal!
Vielleicht durch einen ungl�cklichen Zufall ausgel�st? Das Mordopfer: Ein Schicksal?! Das Attentat: war es vorhersehbar? Vielleicht provoziert, ungewollt?
Auf den fast 70 Seiten des in pr�gnanten S�tzen fl�ssig geschriebenen Romans sterben fast mehr Leute, als das Buch Seiten hat.
Bewusst arbeitet die Autorin mit Typisierung statt der im Roman �blicheren Charakterisierung.
"Im Buch sterben so viele Menschen, dass man quasi keine Zeit mehr zum Trauern hat. Der Tod ist hier als Symbol gedacht, der trotz seiner penetranten H�ufigkeit nicht verarbeitet, sondern eigentlich nur verdr�ngt wird." (pers�nliche Mail der Autorin)
Es ist Dienstag, der 11. September 01. Nachmittags. Eigentlich war gestern Redaktionsschluss. Ich �berfliege das Buch noch einmal, w�hrend der Fernseher l�uft. Ein Flugzeugabsturz im Buch, die Sendung im Fernseher wird unterbrochen. Ein Flugzeugabsturz in New York, schlimmer noch, die Maschine hat ein Hochhaus gerammt. Schicksal f�r die Opfer? Ein gl�cklicher Zufall f�r den, der heute morgen (9.00 Uhr Ortszeit NY) verschlafen hat! Eine zweite Maschine knallt in den anderen Turm des World Trade Centers. Die Wirklichkeit hat das Buch l�ngst �berholt. Ein Attentat mit nie vorher da gewesenen Ausma�en ist geschehen.
Das Buch spielt zuf�llig auch zum Teil in New York. Die in Ludwigshafen geborene Laura hat eine Schw�che f�r Gro�st�dte.
Rasch tritt der Tod den Menschen an Es ist ihm keine Frist gegeben
Es rei�t ihn mitten aus der Bahn Es rei�t ihn fort vom vollen Leben,,,
.
Ja, auch Gedichte gibt's in dem Buch. Inzwischen rast eine weitere Boeing ins Pentagon. Tausende von Menschen rei�t es in Minuten aus der Bahn.
"Ich m�chte zeigen, wie schnell sich alles �ndern kann, und dass auch Reichtum und politische Macht nicht vor Ungl�ck sch�tzen ... Es ist alles verg�nglich."
Ein viertes Flugzeug st�rzt ab.
Eine neue Realit�t ist gerade hinzugekommen. Der eigene Tod wird jahrelang geplant, sich intensiv darauf vorbereitet. Und bewusst werden all die mitgenommen, die sich zuf�llig am Ort des Geschehens befinden. Schicksal!
Im Buch gibt es die Ich- Erz�hlerin Nadja, die erst ganz am Schluss mit 70 Jahren an Krebs stirbt.
"Was ist m�chtiger als der Tod? Der, der lachen kann, wenn er droht." (Buchzitat)
In New York konnte bestimmt keiner lachen, als eine Boeing durchs B�ro schoss..
Das Fazit dieses lesenswerten Buches, das �brigens bereits auf den Buchmessen in Frankfurt und New York vorgestellt wurde, ist:
" Genie�e jeden sch�nen Moment deines Lebens, es kann sich alles pl�tzlich �ndern."
Die Hoffnung stirbt zuletzt. �brigens der Name der Protagonistin �Nadja' bedeutet Hoffnung.
J�rgen W�nne 11.09. 2001
Fouqu� Literaturverlag ISBN 3-8267-4737-2 EUR 6,40
Der Geist des Narren
Kabarett und Weltwirtschaft von
Tommy Nube
Das erst 2002 bei Klemm und Oehlschl�ger in Ulm erschienene Fach- und Sachbuch ist
trotz seines Anspruchs und Dank seiner nur 92 Seiten sehr fl�ssig und spannend zu lesen.
Zu diesem, �brigens auch Buchvorstellung
von Oscar Lafontaine hoch gelobten Buch, schrieb Dieter
Hildebrandt im Vorwort:" Tommy Nube ... verseht es , gekonnt Zweifel zu s�en...angenehm eigenwillig... eine engagierte Streitschrift..."
Der Autor , Jahrgang 61, selbst Clown und Kabarettist mit Clown- und Sprechausbildung,
wendet sich an Veranstalter, Kritiker, Kollegen und auch an die Zuschauer.( auch Zuschauerkunst bedarf der Ausbildung, Fortbildung... um bewusstseinsversch�rfende Wirkungen zu hinterlassen)
Erfrischend und provokant unternimmt Nube den Versuch, in der heutigen Spa� - und Katastrophengesellschaft das politische Kabarett neu zu beleben und zeigt auf,
das es von einer zeitgem��en modernen Weltwirtschaft abh�ngig ist. Inspiriert von Beuys
und Wolfgang Neuss res�miert er:" Ohne Bewusstsein von einer neuen Weltwirtschafts-
ordnung mit ver�nderten Geldregeln wird es keine zeitgem��e politische Satire geben".
Nube kritisiert Veranstalter, die ganz bewusst einen Kompromiss eingehen zwischen
Veranstaltungen, die Publikumsrenner sind und jenen Veranstaltungen, die zwar k�nstlerisch wertvoll, aber nicht unbedingt das gro�e Publikum anlocken
Aber auch Kritiker und die Kollegen bekommen ihr Fett weg "soll dieser Text dazu anregen,
das sich der eine oder andere Kabarettist wieder den Wurzeln der politischen Satire n�hert,
und das er Kabarett nicht mit Comedy verwechselt"
Das Buch ist eine produktive Provokation, die helfen soll, Kabarettisten, Publikum,
Kritiker und Veranstalter einander n�her zu bringen.